Türkei: Alle Guten Dinge sind vier

Vorwort: Sorry für die Verspätung. Der Bericht liegt tatsächlich schon einen Monat in der Schublade. Nun ist er online und liest sich – jedenfalls für uns – noch immer als wäre es gestern gewesen.

Dezember 2019

Nun also tatsächlich ein vierter Türkei-Reisebericht. Aber es gibt auch wirklich viel zu sehen in diesem schönen, großen Land. Allerdings hatten wir die Absicht, nur zwei weitere Ziele anzufahren, bevor es nach Griechenland gehen sollte: Die weltbekannte Tuffstein-Landschaft Kappadokiens und den Flieger-Traum namens Babadag (=Vaterberg) an der türkischen Adriaküste. Aber bevor es losging klopften wir am Fuße des Ararat (heiliger- und höchster Berg der Türkei) den iranischen Staub aus sämtlichen Ritzen unseres Sumsemanns, wuschen unsere Klamotten durch und tranken ein bis fünf kühle Bierchen. 😉

Von Feenkaminen und riesen-Phallussen

Kappadokien: Ein Muss für jede längere Türkei-Reise, so hieß es. Die Anfahrt dauerte 3 Tage und war angenehmer als gedacht. Wir hatten absichtlich die nördlichste Grenze vom Iran gewählt, weil die Türkei ausgerechnet zum Zeitpunkt unserer Durchreise in Syrien einmarschierte… Doch auch zweihundert Kilometer von den Krisenherden entfernt war die Militärpräsenz erschreckend hoch. Panzer richteten manchmal ihre langen Schießläufe auf uns. Wenn auch wohl eher als  „Späßle“ gedacht, richtig wohl war uns dabei nicht. In Kappadokien angekommen, merkten wir davon aber schon bald nichts mehr. Stattdessen begrüßte uns eine sagenumwobene unglaublich skurile Landschaft.

Herr Sumsemann mitten in Kappadokien

Wir hatten einen wirklich traumhaften Schlafplatz auf einem Felsvorsprung direkt über einer Schlucht gefunden. Den Weg dorthin mussten wir uns allerdings selber freischaufeln, denn ein Graben verhinderte die Zufahrt. Von hier aus, so lasen wir in einer Schlafplatz-App, sollte man ganz besonders gut die morgens aufsteigenden Ballons über Kappadokien beobachten können. Am ersten Morgen klingelte unser Wecker um sechs und ein müder Blick nach draußen verriet, dass es noch dunkel und ruhig war. Doch als ich 15 Minuten später noch einmal nachschaute, standen die ersten Ballons schon hell erleuchtet am Boden. Wir sprangen aus dem Bett, zückten unsere Kameras und waren überwältigt, während Jola noch ein bisschen weiterschlief. Da war er: ein Glücksmoment. Die Feuer ließen die bunten Ballons im dunklen Nachthimmel hell erleuchten. Ein wahnsinnig schönes Bild! Einer von ihnen kam Herrn Sumsemann und uns so nah, dass wir vom Dach aus hätten einsteigen können. Die Chinesen waren auch ganz aufgeregt. 😉 Wirklich beeindruckend manövrierten die Fahrer ihre Ballons durch die tiefen, spitzen Schluchten des vor uns liegenden „rose-valley“.

Nach ein paar schönen Tagen ging es weiter in Richtung Küste. Unser nächstes großes Ziel war der „Babadag“: ein bekanntes Gleitschirm Fluggebiet an der türkischen Südküste. Auf dem Weg dorthin machten wir noch ein paar kleine, lohnenswerte Abstecher, kamen aber schon wenige Tage später am besagten Fluggelände an. Wow! Was für eine Kulisse! Die saftig grünen Hänge reichen bis in das türkis schimmernde Wasser. Es war erstaunlich warm und keine Wolke am Himmel! Schnell war klar, dass dieser Stopp ein etwas längerer werden könnte.

Hier trafen wir auch eine Traveler-Familie aus Dresden mit einem Sohn in Jolas Alter. Wir verbrachten ein paar wirklich schöne Tage zusammen. Und zu unserer Freude boten sie uns an, auf Jola aufzupassen, während wir eine Runde fliegen gehen könnten. Jackpot!! An diesem Abend war ich wieder ganz alleine in der Luft und flog solange, bis die Sonne untergegangen war. Sebastian, der fleißig an einem Flugmanöver namens „Heli“ bastelte, war schon sehr viel früher gelandet. Am Ende unserer Zeit am Babadag hatte er den „Heli“ dann tatsächlich drauf und verdiente sich eine Goldmedaille mitsamt Urkunde, die ihm seine Familie feierlich überreichte.

Mirka.
Sebastian.

Hier am Babadag war es so schön und für uns so perfekt (wann kann man schon Karibikurlaub mit Hochalpinen fliegen und Manövertraining über Wasser kombinieren?!), dass wir geschlagene 10 Nächte dort blieben. Und so verbrachten wir hier auch Jolas ersten Geburtstag…

Das erste Jahr

Ja, es war ein besonderer Tag, dieser erste Geburtstag. Ein Tag, der uns sehr dankbar gestimmt hat. Jola ist so ein fröhliches Kind. Mittlerweile ist sie die meiste Zeit ihres Lebens auf Reisen. Sie hat schon 15 Länder bereist, wurde auf dem Arm tausend verschiedener Menschen getragen… Und sie hat während unserer Reise so viel dazugelernt. In Slowenien hat sie sich das erste Mal gedreht, in Rumänien hat sie sitzen gelernt, winken entdeckte sie in der Türkei, wo sie auch ihren ersten Zahn bekam. In Georgien lernte sie krabbeln, im Iran sagte sie das erste mal „Mama“ und in Griechenland übte sie den freien Stand. Es macht uns wirklich glücklich und auch etwas stolz, ihr dabei zuzusehen. 

Die erste Torte für Jola.

Auf unserer Reise haben wir viel gesehen, viel gelernt und wir haben viele Menschen getroffen. Und doch ist das spannendste an dieser Reise diese kleine, pausbäckige Jola, die nun schon ein Jahr alt ist. Manchmal tut es uns leid, dass sie sich an all das nicht erinnern wird. Aber wer weiß, vielleicht liest sie eines Tages die Geschichten ihrer faltigen Eltern, die noch in diesem altertümlichen „Internet“ zu finden sind. Voll retro! 😉

Die Türkei ist übrigens das Land, das wir am intensivsten und am längsten bereist haben. Und ein Land, was uns sehr überrascht hat. Positiv natürlich. 

Von der Türkei nach Griechenland

Es hat uns einige Tage Recherche, viel Telefoniererei und vor allem Nerven gekostet, bis wir endlich unsere Abkürzungs-Route nach Griechenland gefunden hatten: Über den türkischen Küstenort Cesme, mit einer popeligen Autofähre, auf die griechische Insel Chios und von dort dann mit einer großen Fähre über Nacht nach Athen. Wirklich komisch, dass diese Route recht unbekannt zu sein scheint. Oder ist sie nur unbeliebt, weil die Fährfahrten so ins Geld gehen?! Obwohl die Autobahngebühren in Griechenland auch nicht gerade günstig sind. Wie dem auch sei… Wir waren nun in Griechenland. Tschaka.

Aus Zeitmangel entschieden wir uns allerdings gegen die intensive Bereisung. Was wir aber gesehen haben (Chios, Athen & Lefkada) hat uns ganz gut gefallen. Vor allem auf der Insel Lefkada, die in der Nebensaison völlig ausgestorben schien, konnten wir noch ein paar richtig sonnige Strandtage genießen. Im Norden von Griechenland, genaugenommen an der Vikos-Schlucht, der weltweit tiefsten Schlucht (davon haben wir jetzt schon drei gesehen 😉 ), tauchten wir dann das erste Mal in den Herbst ab. Bunt gefärbte Wälder, Nebel, kalter Regen… pfui! Aber trotzdem schön. So ein Herbstwald ist irgendwie ein heimatliches Gefühl. Auch wenn man gar nicht in der Heimat ist.

Auf geht’s nach Griechenland.
Auf Chios.
Athen.
Wir haben die Strände von Lefkada ganz für uns alleine.
Wir am Abgrund der Viskos-Schlucht.

Uns so ging es bald schon weiter nach Albanien. Unser zweiter Versuch, den Balkan zu bereisen… 

Die schönsten Bilder unserer Türkei- & Griechenlandreise gibt es hier >> 

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